Was ist eine gerechte Strafe für „Robin Hood“? (Sea Shepherd)

Sea Shepherd ist eine Organisation, welche mit ziemlich drastischen Methoden, Walfänger und ähnliche, davon abzuhalten versuchen, geschützte Tiere zu töten. Bekannt wurde Sea Shepherd und sein Gründer (und Kapitän) Paul Watson, durch eine TV Serie. In der Serie begleitet ein TV Team Sea Shepherd auf seiner Mission gegen japanische Walfänger. Vor einigen Wochen wurde Watson in Deutschland verhaftet und wird eventuell nach Costa Rica ausgeliefert.

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Paul Watson, Foto – Paul Darrow, Reuters

Hintergrundgeschichte

Japanische Walfänger fangen und töten jedes Jahr ca. 800 Wahle in der Antarktis. Sie behaupten dies zu Forschungszwecken zu machen. Tatsache ist aber, dass das Fleisch in Japan sehr teuer verkauft wird. Unter dem Vorwand, man könne es nicht einfach wegwerfen. Die Wale werden dabei auf sehr grausame Weise „gekillt“ und dürften wohl ziemliche Qualen erleiden.

Sea Shepherd versucht diese Aktionen der Japaner jedes Jahr zu stören, zuweilen mit ziemlich drastischen Methoden. So versuchen sie regelmässig mit Netzen, die Schiffe der Wahlfänger ausser Gefecht zu setzen, die Wahle zu vertreiben und fahren sogar mit kleinen Booten zwischen die Walfänger und die Wale.

Die Walfänger gehen gegen Sea Shepherd ebenfalls sehr krass vor. Die Aktivisten wurden schon von bewaffneten Japanern an Bord geholt und auch sonst bedroht.

Es ist echt schade, dass die Japaner erst mit dem Töten aufhören werden, wenn es keine Wale mehr gibt.

Hier noch ein Video, voll in Aktion. Der Kapitän wurde sogar angeschossen. Hatte zum Glück eine Weste an.

Was hat das mit Costa Rica zu tun?

Sea Shepherd ist zwar vor allem für sein Engagement gegen den japanischen Walfang bekannt, macht aber auch viele andere Aktionen. In der Karibik zum Beispiel, sorgen sie immer wieder dafür, dass Fischer beim Jagen von Haien gestört werden. Dies ist besonders brutal, da die Fischer die Haie an Bord holen, ihnen die Rückenflossen abschneiden und diese wieder ins Wasser werfen. Ein Überleben ist so fast unmöglich und es folgt in der Regel ein elendes Ende.

Nun, im Jahre 2002 war Sea Shepherd und damit auch der Kapitän Paul Watson in der Karibik aktiv. Sie stiessen dort offenbar auf einen Costa Ricanischen Kutter, welcher eben genau auf Haijagt war. Dies versuchten sie zu unterbinden, was zum Teil wirklich sehr krass vor sich geht.

Gemäss Aussagen der Fischer, soll Sea Shepherd deren Schiff gerammt haben und dieses sei beinahe gesunken. Die Fischer haben gegen Sea Shepherd oder genauer gegen den Kapitän Anzeige erstattet.

Vor einiger Zeit hatte Costa Rica nun einen internationalen Haftbefehl ausgestellt, worauf Watson in Deutschland verhaftet wurde. Dort wartet er nun auf seine Auslieferung, welche vor wenigen Tagen von Deutschland bestätigt wurde.

In Costa Rica erwartet Watson ein Gerichtsverfahren, in welchem er mit einer Strafe von bis zu 15 Jahren rechnen muss. Ein faires Verfahren kann nicht erwartet werden. Die Frage ist aber, in welcher Hinsicht es unfair sein wird.

Wie soll Robin Hood bestraft werden?

Das ist natürlich eine komplexe Frage. Denn sehr viele Menschen unterstützen die Aktionen von Sea Shepherd zu 100%. Denn es ist ganz klar, dass sowohl die Walfänger, als auch die Haifischer Unrecht tun. Sie töten auf grausame Weise und rechtfertigen ihre Aktionen zum Teil mit „wissenschaftlichen Gründen“ (siehe Video, „Research“ auf dem japanischen Schiff).

Doch es ist auch klar, dass Sea Shepherd selbst zum Teil Gesetze bricht und dabei sich und andere in Gefahr bringt. Hier nimmt also jemand das Gesetz in die eigenen Hände. Und warum? Weil es das Gesetz selbst nicht tut!

Wäre es also fair, Watson mit 15 Jahren zu bestrafen, während die Fischer weiterhin töten? Ich weiss es nicht…

Ein unfairer Prozess

Ein Prozess unter diesen Umständen und dazu noch in Costa Rica, kann nicht fair ablaufen. Zu hoch ist der Druck auf alle Beteiligten. Bereits in Deutschland schaltet sich der Justizminister persönlich in den Fall ein und nahm sich das Recht heraus, selbst zu entscheiden, ob Watson ausgeliefert werden kann oder nicht.

Und auch in Costa Rica sieht es nicht anders aus. Nur die höchsten Stellen kümmern sich um die Angelegenheit. TV und Zeitungen berichten und Aktivisten stehen bereits vor der Tür. Es hängt vieles vom Urteil ab, vor allem wenn man an den Status von Costa Rica denkt.

Eine Verurteilung würde im Prinzip das absolute Gegenteil von Costa Ricas Image bedeuten. Costa Rica steht für Natur, Naturschutz, Ökologie, Nationalparks, Tiere und so weiter. Eine Verurteilung würde vieles in Frage stellen. Unterstütz Costa Rica den Haifang? Und soll man als Öko-Tourist ein solches Land überhaupt noch besuchen?

Fair ist das nicht, dem Gesetz gegenüber 😉

Ich denke, dass der Prozess für Watson relativ gut verlaufen kann. Denn Costa Rica möchte sich nicht in ein so schlechtes Licht stellen. Die Tatsache, dass seit der Aktion bereits 10 Jahre vergangen sind und dass Costa Ricas Ruf auf dem Spiel steht, spricht für Watson.

Ich persönlich würde es begrüssen, wenn man Watson bestrafen würde, unter der Voraussetzung, dass auch die Fischer dran kommen. So könnte man das Gesetz beachten und seinen Ruf schützen.

Was denkst du dazu?

Dani Schenker

Bei slideaway schreibe ich über das Leben, das Reisen und das Auswandern. Hier bekommst du auch Costa Rica-Infos aus erster Hand.

1 thought on “Was ist eine gerechte Strafe für „Robin Hood“? (Sea Shepherd)

  1. „…ist auch klar, dass Sea Shepherd selbst zum Teil Gesetze bricht und dabei sich und andere in Gefahr bringt. Hier nimmt also jemand das Gesetz in die eigenen Hände…“
    Die Gesetze eines jedes Landes unterscheiden sich oft brutal. Doch wer auf offener See Schiffe rammt und damit den Tod von Fischern billigend in Kauf nimmt – hey, welches Land der Welt würde nicht solchen Praktiken einen Rigel vorschieben wollen!

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